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Das Kaffeehaus

Sobald ein Genussmittel sich wachsender Beliebtheit erfreut, wird sein Verzehr bald nicht mehr auf private Gelegenheiten beschränkt. Irgendwann entstehen Lokalitäten, wo speziell diesem Genuss gefrönt werden kann. So erging es auch dem Kaffee.

Das weltweit erste Kaffeehaus wurde 1554 in Istanbul eröffnet. Dann dauerte es allerdings noch fast 100 Jahre, bis auch auf europäischem Grund ein Kaffeehaus eröffnet wurde. Dieses stand am Markusplatz in Venedig. Die Stadt war wie geschaffen für die neuartige Einrichtung, da sie Umschlagplatz für den Handel mit exotischen Waren aus aller Welt war und die Bewohner schon oft Erfahrung mit den verschiedensten Kuriositäten gemacht hatten.

Seit jeher waren die Kaffeehäuser nicht nur ein Ort des Ausschanks, sondern eine Begegnungsstätte für die Menschen. Mit der Zeit bildeten sich Kaffeehäuser für beinahe jede Bevölkerungsgruppe: für Geschäftsleute, Juristen, Literaten und Studenten. Hier konnten sie ihren Geschäften nachgehen und mit Gleichgesinnten reden. In diesen verschiedenen Kaffeehäusern entwickelte sich eine ganz eigene Kultur. Kennzeichnend war die Überwindung von Standesunterschieden. Arbeiter konnten mit Angestellten an einem Tisch sitzen und diskutieren.

In Deutschland hat sich diese ganz eigene Kaffeehauskultur mittlerweile verloren. Cafés sind heute meistens Gastronomiebetriebe, in denen der Kunde alles bekommen kann, von Essen bis zu alkoholischen Getränken. Die Menschen gehen hinein, um zu essen und zu trinken und verlassen das Café anschließend wieder.

Doch in Wien ist das Kaffeehaus immer noch ein wichtiger Teil des Lebensgefühls der Einheimischen. Anders als in Deutschland ist es in den Wiener Kaffeehäusern nicht ungewöhnlich, dass ein Besucher den ganzen Tag bei einer Tasse Kaffee sitzt und die ausliegenden Zeitungen studiert.

Der österreichische Autor Alfred Polgar beschrieb das Kaffeehaus als einen Ort, an dem sich Leute treffen, die allein sein wollen und dafür Gesellschaft brauchen. Vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert, als Wien noch die Hauptstadt der Weltmacht Österreich war, war das Kaffeehaus Treffpunkt für Intellektuelle und wurde zum arbeiten und diskutieren genutzt. Viele Schriftsteller schrieben hier ihre Romane und entwickelten eine ganz eigene Literaturgattung, die Kaffeehausliteratur.

Autor: Stefan Ansgar Böttcher

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