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Die Russische Kolonie Alexandrowka in Potsdam

Die Russische Kolonie Alexandrowka in Potsdam mit den 12 typischen Holzhäusern, die symmetrisch angeordnet auf dem 10 ha großen hippodromförmigen Areal stehen, haben sich - einschließlich des im Zentrum stehenden Aufseherhauses - in ihren Grundprinzipien in den letzten 170 Jahren kaum verändert.
Jährlich kommen unzählige, interessierte Besucher und bewundern dieses als Lieblingsschöpfung König Friedrich Wilhelm III. bezeichnete Gesamtensemble und lassen sich vom einzigartigen Colorit verzaubern.
Die kulturhistorischen Zusammenhänge und der geschichtliche Hintergrund, der mit der Gestaltung der Russischen Kolonie Alexandrowka verbunden ist, ist weitgehend bekannt und gehört heute zum Standardrepertoire der Reiseführer inkl. der einschlägigen Informationsschriften.
Es sollte künftig dem interessierten Besucher auch näher gebracht werden, daß es sich hierbei nicht nur um ein kulturhistorisches Kleinod ersten Ranges handelt, von denen ja Potsdam auf Grund seiner 500jährigen engen Verflechtung mit der Preußischen Geschichte, insbesondere als ehemalige Residenzstadt der Preußenkönige einige zu bieten hat, sondern daß es auch ein sehr bedeutsames historisches Gartendenkmal ist.

Im Verlauf des Rußlandfeldzuges Napoleons im Jahre 1812 kamen 500 Russen in preußische Kriegsgefangenschaft. 62 Gefangene wurden ausgewählt, um einen Soldatenchor für den Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. zu bilden. Sie wurden dem "Ersten Garderegiment zu Fuß" in Potsdam zugeteilt. Nachdem sich Preußen und Rußland wieder verbündet hatten, blieben die Sänger als "Geschenk" des Zaren Alexander I. in den Diensten von Friedrich Wilhelm III.
Dieser beschloß 1826, eine Kolonie nach dem Vorbild russischer Militärdörfer im Gedenken an den 1825 verstorbenen Zaren erbauen zu lassen.

"Es ist meine Absicht, als bleibendes Denkmal der Erinnerung an die Bande der Freundschaft zwischen Mir und des Hochseeligen Kaisers Alexander von Rußland, bei Potsdam eine Colonie zu gründen, welche Ich mit den , von Seiner Majestät Mir überlassenen Russischen Sängern als Colonisten besetzen und Alexandrowka nennen will ..." (v. Puttkammer, 1866).

Am 14.01.1826 wird der Standortvorschlag "vor dem Nauener Tor" zur Ausführung bestätigt und der Gartendirektor Peter Joseph Lenné mit der Anfertigung eines Entwurfs "für die äußere Umgebung" und für die Anlage der Gärten, Schmuckpflanzungen, Alleen etc. beauftragt.
Noch im selben Monat legt Lenné vier verschiedene Entwürfe vor. Das Wohlwollen des Königs fand schließlich der Planentwurf, der seiner russischen Kolonie die Form eines Andreaskreuzes gab, das damals als Symbol auf wichtigen Ehrenmedaillen zu finden war.
Entlang dieses Grundrisses in Form eines Andreaskreuzes baute Hauptmann Snethlage 12 Blockhäuser; das 13. Haus für den Aufseher entstand in der Mitte der Siedlung. Der Baukern der Häuser wurde aus Kostengründen in Fachwerk errichtet und mit geschnitzten Balkon- und Giebelbrettern versehen.

Am 2.4.1827 konnten die 12 russischen Sänger mit ihren Familien einziehen. Sie hatten jedoch nur das Nutzungsrecht für ihr mit Garten und Stallung versehenes Haus. Starb ein Bewohner, so ging die Stelle an den männlichen ehelichen Leibeserben über. Namensschilder unter den Dachgiebeln geben Auskunft über die Generationenfolge. Schon 1861 lebte keiner der Sänger mehr.

Im Jahre 1999 wurde das Ensemble in Marrakesch von der UNESCO zum "Weltkulturerbe" erhoben und ist nach wie vor eine der touristischen Attraktionen der brandenburgischen Landeshauptstadt.

Autor: Henrik Striegel

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