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Verbesserung der Rahmenbedingungen für Mezzanine-Finanzierungen

Während Banken künftig wieder Mittelstands-Mezzanine verbriefen wollen, finanzieren sich immer mehr Unternehmen über individuelle Mezzanine-Produkte

 

 

Göttingen, 27. Juni 2008 – Erstmals seit der Subprime-Krise deutet sich eine Erholung des Marktes für verbrieftes Mezzanine an. Mittelständische Unternehmen wartet jedoch nicht auf die Verbriefung, sondern stärken selbst mit innovativen Mezzanine-Lösungen ihr Eigenkapital.

 

 

Der deutsche Mittelstand hat Gefallen an der Mezzanine-Finanzierung gefunden. Die Gründe für die Wahl von Mezzanine-Kapital als Wachstums- und Übernahmefinanzierung sind vielfältig: Mezzanine-Kapital, das rechtlich meist als Genussrecht, stille Beteiligung oder Nachrangdarlehen strukturiert wird, hat wirtschaftlich und bei entsprechender Gestaltung sogar bilanziell Eigenkapitalcharakter. „Für das Unternehmen bedeutet eine Mezzanine-Finanzierung eine unmittelbare Liquiditätsverbesserung. Darüber hinaus schließt Mezzanine aber auch die Lücke zwischen klassischem Eigenkapital und Fremdkapital und verbessert so die Bonität, das Rating und damit die Gesamtfinanzierungsfähigkeit eines Unternehmens, ohne dass die Gesellschafterverhältnisse beeinträchtigt werden“, erläutert Finanzierungsexperte Björn Katzorke von der auf Mittelstandsfinanzierung spezialisierten Göttinger Kanzlei GK-law.de die Vorteile. Mezzanine-Kapital hat einen weiteren positiven Nutzen. „Trotz des Eigenkapitalcharakters von Mezzanine können die Unternehmen die Finanzierungskosten auch nach der Unternehmensteuerreform 2008 grundsätzlich steuerlich als Betriebsausgaben absetzen“, so der Rechtsanwalt.

 

 

Anbieter wollen wieder Mezzanine-Programme platzieren

 

Nachdem in Folge der Subprime-Krise auch der Markt für die Verbriefung von Mezzanine-Produkten im letzten Jahr nahezu vollständig zum erliegen kam, wagen sich nun wieder erste Anbieter an die Verbriefung von Mezzanine-Kapital heran. HSBC Trinkaus & Burkhardt und die Capital Efficiency Group wollen im Juli diesen Jahres ein gemeinsames Mezzanine-Programm über 250 Mio. Euro platzieren. Das Portfolio wurde nach Angaben des Anbieters Mitte Juni geschlossen. Auch ein weiterer Anbieter aus Essen, dem es im vergangenen Jahr nicht gelang, gemeinsam mit der Investmentbank Lehman Brothers ein Mezzanine-Programm von über 350 Mio. Euro in den Markt zu bringen, will noch in diesem Monat gemeinsam mit dem US-Finanzinvestor ACP Capital ein Paket von rund 250 Mio. Euro an den Kapitalmarkt bringen.

 

 

Schwierige Ausgangslage und schlechtere Konditionen

 

Die Ausgangslage ist schwierig. Der Markt für verbrieftes Mezzanine-Kapital deutscher Mittelständler, der von den ersten Programmen in 2004 bis zur Subprime-Krise im Jahr 2007 einen drei Jahre währenden Boom erlebte und dabei ein platziertes Volumen von über 6 Mrd. Euro erreichte, befindet sich seit einem Jahr in einer Krise. „Die Subprime-Krise hatte die Investoren weltweit so verunsichert, dass auch ABS-Strukturen, die Mittelstands-Mezzanine verbriefen, bei den Investoren nicht mehr zu platzieren waren“, stellt Katzorke fest. Selbst wenn sich der Investorenmarkt ausreichend erholt haben sollte, werden sich die Finanzierungskosten der Mezzanine-Programme für die beteiligten Unternehmen denen des übrigen Mezzanine-Marktes angleichen. „Zinssätze für die Unternehmen von zuletzt 6,3 % gehören hier der Vergangenheit an“.

 

 

Unternehmen setzen weiterhin auf individuelles Mezzanine

 

Während die Unternehmen, die an den Mezzanine-Programmen teilnehmen, auf die Erholung des Verbriefungsmarktes warten müssen, beschaffen sich andere Mittelständler das dringend benötigte Eigenkapital mit Erfolg selbst. Denn obwohl viele Investoren gegenwärtig nicht in strukturierte ABS-Produkte anlegen, sind die meisten Investoren weiterhin auf der Suche nach attraktiven Anlagen. Zu denen gehört zweifellos auch Mezzanine-Kapital für den deutschen Mittelstand.

 

 

Als Mezzanine-Kapitalgeber kommen institutionelle Kapitalgeber wie kommerzielle Beteiligungsgesellschaften, die förderorientierten mittelständischen Beteiligungsgesellschaften und individuelle Mezzanine-Programme der Banken und Sparkassen in Betracht.

 

 

Aber auch eine Mezzanine-Eigenemission, bei der der Mittelständler zum Anbieter eines eigenen „Anlageprodukts“ wird, stellt eine echte Alternative dar. Der Unternehmer verschafft sich so selbst den Zugang zum Kapitalmarkt. Zielgruppe einer Eigenemission sind neben den unternehmensnahen Kreisen (z.B. Mitarbeiter) vorwiegend Privatanleger sowie Vermögensverwaltungen.

 

 

Die unternehmensseitigen Voraussetzungen: Eigeninitiative und eine professionelle Platzierungsstrategie. Auf diese Weise haben sich neben dem Emsdettener Haustechnikunternehmen TECE beispielsweise auch das Unternehmen ECO Schulte aus Menden und sogar der 1. FC Köln erfolgreich finanziert. „Genau wie bei einer individuellen Mezzanine-Finanzierung über einen institutionellen Investor lassen sich Vergütung, Laufzeit und Kapitaldienststruktur bei einer Mezzanine-Eigenemission individuell an die wirtschaftlichen Bedürfnisse und strategische Ausrichtung des Unternehmens wie auch der Investoren anpassen“, erläutert Katzorke die Vorteile einer individuellen Mezzanine-Finanzierung.

 

 

Die Anläufe der Mezzanine-Anbieter im Sommer werden zeigen, ob sich der Markt für Mezzanine-Verbriefungen wirklich erholt hat. Davon unabhängig können sich Unternehmen über institutionelle und Privatinvestoren durch Mezzanine-Kapital dauerhaft eine neue Finanzierungsquelle erschließen.

 
Autor: Björn Katzorke

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