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Gehört dem Bachelor die Zukunft?
Die Zeit läuft! Bis 2010 sollen in Deutschland und 28 weiteren europäischen Staaten alle Studiengänge mit einem Bachelor- und Master-Abschluss enden. Aber warum wurde diese Veränderung vom Diplom zum Bachelor von den Bildungsministern im Juni 1999 in der Bologna-Erklärung überhaupt vorgenommen? Was heißt Bachelor überhaupt und worin besteht der Unterschied zwischen dem Bachelor und dem Diplom? Offene Fragen, Kritik und Hoffnung für die ungewisse Zukunft der Studenten eines Bachelor-Studienganges...

Der Bachelor (englisch für Junggeselle) ist in Europa der erste berufsqualifizierende "internationale" akademische Abschluss eines meist praxisbezogenen Studiums, der mit der Einführung beabsichtigt, Studienzeiten zu verkürzen und gleichzeitig dem deutschen Diplom einen international anerkannten Abschluss gegenüberzustellen. Auf internationaler Ebene ist das deutsche Universitätssystem und damit auch der Diplom-Abschluss weniger oder gar nicht bekannt. Bachelor und Master hingegen sind weltweit präsent. Die Absicht aus politischer Perspektive liegt demnach darin, mit den neuen Studiengängen die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Universitäten zu beleben und deutschen Absolventen im Ausland bessere Chancen zu bieten, aber auch verstärkt ausländische Studenten nach Deutschland zu holen.

Das Bachelor-Studium dauert in der Regel drei Jahre und ist ein berufsqualifizierender Abschluss. Weiterführend gibt es die Möglichkeit, weiter zu studieren und dadurch seinen "Master" zu machen. Das Bachelor-Studium ist demnach nicht nur kürzer (6 Semester) als das Diplom-Studium, es ist auch modular aufgebaut. Das bedeutet, dass das Studium in einzelne Abschnitte, den Modulen, unterteilt ist, die in beliebiger Reihenfolge abgearbeitet werden können (zumindest in der Theorie, in der Praxis wird man einige Module erst dann angehen können, wenn man in anderen Modulen die nötigen Vorkenntnisse erworben hat). Zu allen Lehrveranstaltungen gibt es Abschlussprüfungen; besteht man diese, so erhält man eine bestimmte Anzahl an Credits (Kreditpunkten). Insgesamt muss man sich 180 Credits erarbeiten, um zum Bachelor-Abschluss zu kommen, pro Semester entspricht das also 30 Credits. Die zentralen Abschlussprüfungen wie im Diplom-Studiengang entfallen. Stattdessen gibt es eine Menge von kleinen Zwischenprüfungen für jede Lehrveranstaltung. Das Studium endet mit einer der Diplomarbeit vergleichbaren, aber kürzeren, Bachelor-Arbeit.

Das Diplom-Studium unterscheidet sich in seinem Aufbau und der Art des Abschlusses vom Bachelor-Studium. Der Diplom-Studiengang besteht aus zwei Etappen: Nach dem Grundstudium in den ersten beiden Jahren, das mit dem Vordiplom endet, beginnt das Hauptstudium mit weiterführenden Praktika und Vorlesungen. Der Besuch von Vorlesungen wird dabei nicht kontrolliert und das dort erworbene Wissen auch meist nicht unmittelbar abgeprüft. Hat man alle notwendigen Praktika absolviert, so wird man zur Diplomprüfung zugelassen. Diese besteht aus vier mündlichen Prüfungen, die innerhalb einer bestimmten Frist absolviert werden müssen. Zu guter letzt folgt die Diplomarbeit in einem ausgewählten Fachgebiet, wofür man ein halbes Jahr Zeit zum Verfassen hat.

Ein klarer Vorteil des Bachelor-Studienganges ist u.a., dass die Studenten einen schnelleren Einstieg in die Berufswelt haben, wobei es sich dann oft um niedrigere Einstiegspositionen und Gehälter handelt als beim Diplom. Außerdem hat man die Möglichkeit, früher Geld zu verdienen und dadurch bereits erste Karriereschritte vorzunehmen. Dieser Aspekt kann jedoch insoweit als negativ angesehen werden, dass eventuell eingeschränkte Karrierechancen zu erwarten sind. Führungs-positionen sind, ohne den Master abgeschlossen zu haben, unerreichbar. Des Weiteren ist zum einen beim Bachelor eine spätere Spezialisierung und Umorientierung per Master mit dem Wissen aus dem Beruf besser möglich, wobei auch z.T. Unternehmen den Master unterstützen, zum anderen ist jedoch die Rückkehr ins Studium oft sehr schwierig, wenn man schon einmal im Berufsleben gestanden hat.

Ob man nun schlussendlich die Meinung bzw. Entscheidung der Bildungsminister teilt und toleriert, bleibt jedem selbst überlassen. Kritik hin oder her - in diesem Fall bleibt den Studenten der Bachelor-Studiengänge nichts anderes übrig, als dem Ganzen optimistisch gegenüber zu stehen und darauf zu hoffen, dass ihnen mit dem Bachelor-Abschluss eine positive Zukunft bevorsteht!

Autor: Ines Hansemann

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