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Drei Stunden kurzweiliger Hochgenuss: Musikalische Gala in Lünen

Auf Einladung der Vereine Pro Lünen und der Lippefreunde ging am Samstag eine glanzvolle musikalische Reise mit Leckerbissen aus Oper, Operette, Musical und Filmmusik über die mit Kirschbäumen geschmückte Bühne des bestens gefüllten Heinz-Hilpert-Theaters in Lünen. Moderator Sven-David Müller-Nothmann erinnerte in der Begrüßung daran, dass dieses Theater im nächsten Jahr seinen fünfzigsten Geburtstag feiert. Die Atmosphäre und die Möglichkeiten des Hauses müssen die Bürger und die Verantwortlichen erhalten und das Publikum nimmt ein künstlerisch wertvolles Programm gerne an. Der bekannte Fernsehmoderator Sven-David Müller-Nothmann aus Köln führte mit Charme und Witz durch das Programm und ließ es sich nicht nehmen, in den großen Ensembleszenen aus der Fledermaus und Gräfin Mariza die Stimmbänder schwingen zu lassen. Überhaupt war dieser Abend auch für die Gäste aus Bochum und Dortmund ein ganz Besonderer: So direkt und emotional sind Ausschnitte aus bekannten musikalischen Werken nur ganz selten zu erleben. Die erstklassigen Künstler, die sonst auf den großen Bühnen agieren, brachten das Publikum im Heinz-Hilpert-Theater zum Toben. Sie vermittelten eine große Nähe und bezogen das Publikum ein. Als Solisten konnten die Veranstalter die Sopranistin Miriam Portmann, den Heldenbariton Alexander Trauner, die Tenöre Michael Suttner und Wolfgang Gratschmaier, die Soloharfenistin Verena Volkmer, das Salon-Orchester Lünen unter der Leitung von Michael Rotkegel sowie den Kapellmeister Professor Reinhard Schmidt gewinnen. Der Abend bot ein dreistündiges Programm, das nach Einschätzung der Zuschauer aber nur eine Stunde gedauert haben kann, denn die Leistungen waren formidabel und äußerst kurzweilig dargeboten. 

Der Abend stand unter dem Motto „Martha, Martha …“. Dabei ging es aber nicht in erster Linie um das Lied des Lyonel aus Friedrich von Flotows Spieloper Martha, das der lyrische Tenor Michael Suttner stimmgewaltig mit der notwendigen Portion Schmelz und Süße darbot. Vielmehr ist Martha ein solarbetriebenes Ausflugsschiff, das endlich auf der Lippe fahren soll. Aber der „Umweltschutz“ macht bisher diesem Projekt, zum Verdruss der Einwohner von Lünen und besonders der Besucher des Konzerts einen Strich durch die Rechnung. Sven-David Müller-Nothmann gab auch zu Bedenken, dass Lünen eine Hansestadt war. Seinen Einsatz für das Projekt machte er in einem „Versprecher“ deutlich: „Steht einmal ein Soldat am Lippestrand“. Diese große Operettenarie aus Lehars Zarewitsch gab Michael Suttner, der am Staatstheater am Gärtnerplatz in München engagiert ist, einen echten Tauberton. Mit Grandezza, Melancholie und Verve bot der aus dem Fernsehen bestens bekannte Ritter des Hohen C diese Arie zum Besten und begeisterte das Publikum. Die ausgezeichnete Harfenistin Verena Volkmer aus Berlin machte mit der Fantasie Opus 95 von Camille Saint-Saens großen Eindruck. Sie präsentierte die Harfe, die sonst oft im Orchester fast unterzugehen droht, als romantisch lyrisches Soloinstrument von großer Klangfülle und musikalischen Möglichkeiten. Ein Bravo gebührt ihr besonders für die berückende Interpretation der Titelmelodie des Films Lovestory. Ihre Tongebung ist einfach beglückend. 

Nach seinem Auftritt im Heinz-Hilpert-Theater ist es nicht schwer, dem Heldenbariton Alexander Trauner eine glänzende Welt-Karriere vorherzusagen. Mit geschmeidigem Ton sang er seine Operettenparts und zeigte dramatische Kraft im Auftrittlied des Escamillo aus Bizets Oper Carmen. Hier reift eine besondere Stimme heran! Vollends überzeugte der lyrische Sopran von Miriam Portmann in den großen Liedern und Arien aus Operetten von Lehar, Johann Strauss, Künneke und Linke. In der Arie der Micaela „Hier in der Felsenschlucht“ aus Bizets Carmen zeigte sich, warum die Sopranistin auf den Opernbühnen im deutschsprachigen Raum zuhause ist.  Ihre Stimme sitzt perfekt und sie führt sie bruchlos durch die Lagen. Kein Vibrato stört und auch der dramatische Ausbruch gelingt ihr scheinbar mühelos. Miriam Portmann begeisterte das Publikum mit ihrer gesanglichen und darstellerischen Leistung gleichermaßen. Der Star des Abends war der bekannte Tenor Wolfgang Gratschmaier, der von der Volksoper Wien nach Lünen gekommen war, um das Publikum als herausragender Sänger-Darsteller zu unterhalten. Er vereint die Qualitäten eines Sängers mit denen eines Schauspielers. Seine Stimme hat Kraft und Fülle und macht das Zuhören zu einer wahren Freude. Ein mehr als zuverlässiger Begleiter war das Salon-Orchester-Lünen unter der Leitung von Michael Rothkegel und der arrivierte Kapellmeister Professor Reinhard Schmidt. Hier saß ein Vollblutmusiker am Steinway-Flügel, der die Sänger mit herrlichem Anschlag einfühlsam zu Höchstleistungen antrieb. Mit dem Radetzkymarsch endete ein begeisterndes Konzert, das nach Worten von Wilhelm Kanne, erster Vorsitzender des Lippefreunde e.V., eine Fortsetzung findet.

Weitere Informationen: https://lippefreunde.de/ und https://kanne-brottrunk.de

Sven-David Müller-Nothmann arbeitet als Fernsehmoderator und Publizist. Er lebt und arbeitet in Köln. Seine besondere Liebe gilt der klassischen Musik und dem Gesang. Regelmäßig ist er als Opernkritiker tätig und hat seine Kritiken u. a. in der Fachzeitschrift Orpheus veröffentlicht. Regelmäßig moderiert er Veranstaltungen, darunter auch eine Operngala in Selm. Sven-David Müller-Nothmann, Zentrum für Kulturkommunikation (ZEK), Gotenring 37, 50679 Köln (Deutz), 0177-2353525, info@svendavidmueller.de, https://svendavidmueller.de 

Autor: Sven-David Müller-Nothmann

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